Weißer Tiger
Um den nur in Indien vorkommenden weißen Tiger ranken sich viele Mythen und Legenden. Berichte über die Existenz weißer Tiger reichen viele Jahrhunderte zurück, doch die Wissenschaft war lange skeptisch, ob es sie tatsächlich gibt. Bis ein weißes Tigerfell auftauchte. Die Vermutung der Wissenschaftler, weiße Tiger können wegen ihrer außergewöhnlichen Fellfarbe in der Wildnis nicht lange überleben, da ihnen ihr weißes Fell im Dschungel keine ausreichende Tarnung biete, ist inzwischen widerlegt. In freier Wildnis geborene weiße Tiger sind durchaus überlebensfähig.
Der weiße Tiger gehört zu den seltensten Raubkatzen auf unserem Planeten und wurde bislang tatsächlich nur in Indien in freier Wildbahn gesichtet. Der weiße Tiger bildet jedoch keine eigene Unterart, sondern gliedert sich in die Unterart des Bengaltigers ein, welcher in vier verschiedenen Farbvarianten vorkommt: Golden Tabby, Schneetiger, Weißer Tiger, orangefarbener Tiger. Weiße Tiger sind etwas größer als die normal orange gefärbten Bengaltiger. Die Schulterhöhe eines weißen Tigerkaters kann um die 1.05 m erreichen. Sein Gewicht schwankt zwischen 240 bis 300 kg. Weiße Tigerinnen sind etwas kleiner und mit einem Gewicht von 140 bis 180 kg auch etwas leichter als die Kater.
Weiße Tiger sind keine Albinos, welche völlig farblos sind und zudem rote Augen haben, sondern leiden nur unter einer bestimmten Farbpigmentstörung, dem Leuzismus. Die seltenen Raubkatzen haben blaue Augen, eine rosa Nase, unter den Pfoten rosa Ballen, eine rosa Haut und eine mittel- bis dunkelbraune Streifung. Es handelt sich beim weißen Tiger also um eine Mutation der Farbpigmente. Chinesische Forscher vom Peking-Tsinghua Center for Life Scienses, unter dem Team von Xiao Xu, entdeckten Anfang 2013, das dafür verantwortliche Gen. Sie untersuchten das Genmaterial von 16 weißen und orangefarbenen verwandten Tigern.
Die Forscher entdeckten, das die Farbmutation auf einen Arminosäureaustauch in dem Pigmenttransport-Protein SLC45A2 zurückzuführen ist, also auf einen vertauschten Genbaustein, der nur rote und gelbe Pigmente hemmt, nicht aber die dunklen Pigmente, welche die dunkle Streifung hervorrufen. Dieses Gen wird rezessiv vererbt. Nur wenn beide Elternteile diesen vertauschten Genbaustein in ihrem DNA-Erbgut tragen, werden weiße Tiger geboren. Dieser Gendefekt ist bislang nur bei den Bengaltigern bekannt.
Weiße Tiger galten in der westlichen Welt viele Jahrhunderte lang als Phantom. Bis1951 der Maharadscha von Rewa, Shri Martand Singh, im indischen Dschungel von Bandhavgarh, im Bundesstaat Madhya Pradesh, einen weißen jungen Tiger entdeckte, mit einer dunkelbraunen Streifung. Er ließ den Tiger einfangen und taufte den stattlichen Kater auf den Namen Mohan. Mohan lebte fortan im Palastbezirk des Maharadschas, in einem eigens für ihn angelegten Gehege.
Der Maharadscha war so begeistert von seinem schönen weißen Tiger, das er sich intensiv mit der Nachzucht beschäftigte. Diese wunderbaren Tiere durften nicht aussterben. Mohan wurde mit orangefarbenen Bengaltigerinnen zusammengeführt, um sich fortzupflanzen. Mit einer seiner Töchter zeugte Mohan schließlich weiße Nachkommen. Somit stammen alle heute in Zoos und Tierparks lebenden weißen Tiger vom Tigerkater Mohan ab. In die Zuchten wurden immer wieder orangefarbene Bengaltiger eingekreuzt, zur Blutauffrischung.
1980 wurde das berühmte Magier-Duo Siegfried und Roy auf die weißen Tiger aufmerksam, und begann 1982, auf ihrem Anwesen in Las Vegas, USA, mit der Zucht von weiße Tigern, in Kooperation mit dem Safaripark Stukenbrock. 1987 kam das erste Zuchtpaar nach Stukenbrock, damals einmalig in Europa. Heute wird die Zucht von weißen Tigern zwischen den Zoos und Tierparks weltweit koordiniert. Circa 300 weiße Tiger leben weltweit in Zoos und Tierparks. Doch bei den Zuchten kommt es, bedingt durch Inzucht, immer wieder zu Missbildungen.
Art: Tiger
Überordnung: Säugetiere Laurasiatheria
Ordnung: Raubtiere Carnivora
Überfamilie: Katzenartige Feloidea
Unterfamilie: Großkatzen Pantherinae
Familie: Katzen Felidae
Gattung: Panthera
Wissenschaftlicher Name: Panthera tigris tigris
Heimat: Indien
Größe - Schulterhöhe: Weibchen: ca. 0.80 - 0.90 m, Männchen: 0.90 - 1.05 m
Kopf-Rumpf-Länge: 1.70 - 2.20 m, Schwanzlänge ca. 0.80 - 1.00 m
Gewicht: Weibchen: 140 - 180 kg, Männchen: 240 - 300 kg
Alter: bis zu 20 Jahre unter menschlicher Obhut
Geburtsgewicht: 1000 - 1400 g
Fortpflanzungszeit: Im Frühjahr
Geschlechtsreife: Weibchen mit ca. 3,5 Jahren, Männchen mit ca. 4 Jahren
Wurfgröße: 2 - 5 Jungtiere
Tragzeit: 100 - 110 Tage