Bengaltiger
Die Ansiedlung des Bengaltiger -Panthera tigris tigris- auf dem indischen Subkontinent, erfolgte vermutlich vor 12.000 Jahren (IUCN, Luo et al.2004). Der Bengaltiger, der Herrscher des Dschungels, ist die zweitgrößte Tiger-Unterart. Die schöne Katze ist das Nationaltier Indiens und wird auch als Indischer Tiger oder Königstiger bezeichnet. Sein Habitat erstreckt sich von Myanmar über den indischen Subkontinent und Bangladesh, bis in die Himalayastaaten Nepal und Bhutan. Der Bengaltiger ist sehr anpassungsfähig was seinen Lebensraum betrifft. Er durchstreift die Laubwälder der Himalayastaaten, sogar bis auf Höhen von um die 4000 m, die tropischen und subtropischen Regenwälder Indiens sowie die Mangrovenwälder der Sundarbans in Bangladesh und Nordostindien.
Der Bengaltiger lebt als Einzelgänger. Kater und Katze begegnen sich nur während der Paarungszeit von September bis Januar. Zwischen Dezember und April, vor der Monsumzeit, werden die meisten Jungtiere geboren. Die Tigermutter zieht ihren Nachwuchs alleine auf. Das Revier einer Bengaltigerin umfasst circa 40 km² und grenzt an das Revier mindestens eines Männchens. Der Bengaltiger gilt als ausgezeichneter Jäger. Er jagt meist in den frühen kühlen Morgenstunden oder in den Abendstunden, wenn die Hitze des Tages einer angenehmen Kühle weicht. Zu seinen Beutetieren gehören Antilopen, Sambar- und Axis-Hirsche, Wildschweine, Affen, Hasen und Gaure, eine Rinderart mit einem Gewicht um die 1000 kg. Bengaltiger sind sehr kräftig und können Beutetiere, welche gut das doppelte bis dreifache ihres eigenen Körpergewichtes haben, scheinbar mühelos an geschützte Fressplätze ziehen. Ein Bengaltiger benötigt circa 5 bis 7 kg Fleisch pro Tag. Hat er Beute geschlagen, frisst er auch schon mal um die 15 kg am Stück. Der Rest der Beute wird versteckt und mit Laub bedeckt, und am nächsten oder übernächsten Tag weiter gefressen.
Der Bengaltiger hat ein Gewicht von 180 bis 300 kg. Die Kopf-Rumpf-Länge liegt bei 1.70 bis 2.10 m. Weibchen sind meist etwas kleiner und mit einem Gewicht von 100 bis 180 kg auch leichter als die Männchen. Ein Bengaltiger in freier Wildbahn hat eine Lebenserwartung von 10 bis 15 Jahren. Bengaltiger können gut klettern und sind ausgezeichnete Schwimmer. Ihr Fell ist im Winter dichter und länger als im Sommer. Die Haarlänge des Rückenfells misst im Winter um die 2,5 cm, im Sommer nur circa 1,5 cm. Das Fell am Bauch ist fast doppelt so lang wie das Rückenfell. Der Bengaltiger weist einen normalen Backenbart auf, dessen Haarlänge zwischen 5 bis 10 cm misst. Das Nackenhaar ist etwas kürzer.
Die Raubkatze hat ein hellbraun-orangefarbenes bis rötliches Fell mit schwarzen Streifen versehen. Von den Backen zieht sich ein weißer Fellstreifen über den Hals bis unter den Bauch und den Innenseiten der Hinterbeine. Die schwarzen Streifen ziehen sich quer über den ganzen Körper. Manche Streifen sind doppelförmig. Der Schwanz ist schwarz beringt. Die Augen des Bengal Tigers sind goldbraun, die Pupille schwarz. Die Bengaltiger weist die Besonderheit auf, dass es ihn in verschiedenen Farbvarianten gibt. Weiße Tiger ohne Streifung - die auch als Schneetiger bezeichnet werden - sowie weiße Tiger mit dunkelbrauner Streifung, gehören ebenso zur Bengaltiger-Unterart, wie die noch selteneren Golden Tabby Tiger, welche ein gold-orange-weißes Fell mit schwacher Streifung zeigen.
Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebende Bengaltiger-Population in Indien, Bangladesh, Bhutan, Nepal und Myanmar wurde von Wissenschaftlern auf über 40.000 Exemplare geschätzt. Heute beziffern Biologen die gesamte Bengaltiger-Population, in allen Verbreitungsländern, auf nur noch circa 2200 Tiere. Der starke Anstieg der Bevölkerung und die damit verbundene Besiedlung unberührter Natur, dezimierten den Lebensraum der Tiger immens. Hinzu kam die von 1930 bis 1970 weltweit forcierte Tigerjagd in Indien, die erheblich zur Ausrottung des Bengaltigers beitrug.
Eine Zählung im Jahr 1972 ergab, das es in Indien nur noch um die 2000 Tiger gab. Daraufhin stellte die damalige indische Regierung den Bengaltiger unter Schutz. Das Abschießen eines Tigers wurde gesetzlich verboten, wie auch der Handel mit Tigerprodukten. Indira Ghandi rief das "Project Tiger" ins Leben und deklarierte 23 Tigergebiete zu Schutzzonen. Bis zum Jahr 2003 erholte sich die Bengaltiger-Population auf 3600 Tiere. Die Zahl der Tiger-Schutzgebiete stieg auf 37 an. Doch die zunehmende Wilderei, aufgrund einer hohen Nachfrage nach Tigerprodukten für die chinesische Medizin, machte alle Bemühungen zunichte. Im Sariska Tiger-Schutzgebiet lebten bis 2006 noch 26 Tiger. Alle wurden gewildert.
Die Sundarbans, ein Mangrovengebiet von 10.000 km² in Südbangladesh und Nordostindien, in welchem unter anderem der Ganges und der Brahmaputra münden, weist die höchste Populationsdichte von circa 500 Bengaltigern auf. Nepals Tiger-Population wird auf circa 200 Tiere geschätzt, Bhutans Wildnis beherbergt circa 100 Bengaltiger und durch Mittel- und Südindien streifen ungefähr 1400 Bengaltiger. Die Zahl der in Myanmar lebenden Bengaltiger ist unbekannt. Von allen Tigerarten ist der Bengaltiger die flächenmäßig meist verbreiteste Art, mit der höchsten Populationsgröße.
Keine Tiger-Unterart ist von den Einheimischen so gefürchtet, wie der Bengaltiger. Ihm haftet der schlechte Ruf eines Menschenfressers an. Seine Furchtlosigkeit und Hinterhältigkeit sind legendär. Tatsächlich kommt es häufiger zu Mensch-Tiger Konfrontationen. Vor allem in den Sundarbans schlagen die Menschenfresser gerne zu. Bauern die ihre Felder bestellen und Holzsammler, sind die bevorzugten Opfer der Raubkatze. Meist handelt es sich bei einem Menschenfresser um ein krankes oder altes Tier, das im Mensch eine leichte Beute sieht. Ebenso wird vermutet, da der Mensch immer mehr Tigerland vereinnahmt, das der Tiger sein Territorium zu verteidigen versucht und den Eindringling Mensch -seine Konkurrenz um Nahrung- einfach auffrisst. Indische Bauern und Holzsammler, die sich dem Dschungel nähern, tragen Masken mit Gesichtern um den Hinterkopf um sich zu schützen. Bengaltiger greifen immer von hinten an.
Der Bengaltiger weist eine Besonderheit auf: seine verschiedenen Farbvariationen. Weiße Tiger, mit und ohne dunkle Streifung, gehören ebenso zur Unterart der Bengaltiger wie die seltenen Golden Tabby Tiger.
Normal gefärbter Tiger Golden Tabby Tiger Schneetiger Weißer Tiger
Art: Tiger
Überordnung: Säugetiere Laurasiatheria
Ordnung: Raubtiere Carnivora
Überfamilie: Katzenartige Feloidea
Unterfamilie: Großkatzen Pantherinae
Familie: Katzen Felidae
Gattung: Panthera
Wissenschaftlicher Name: Panthera tigris tigris
Heimat: Indien, Bangladesh, Myanmar, Bhutan, Nepal
Schulterhöhe: Weibchen: ca. 0.80 - 0.90 m, Männchen: 0.90 - 1.00 m
Kopf-Rumpf-Länge: 1.70 - 2.10 m, Schwanzlänge ca. 0.80 - 0.90 m
Gewicht: Weibchen: 100 - 180 kg, Männchen: 180 - 300 kg
Alter: bis zu 15 Jahre in der Wildnis, bis zu 20 Jahre in Zoos
Geburtsgewicht: 1000 - 1400 g
Fortpflanzungszeit: September bis Januar
Geschlechtsreife: Weibchen mit ca. 3,5 Jahren, Männchen mit ca. 4 Jahren
Wurfgröße: 2 - 5 Jungtiere
Tragzeit: 100 - 110 Tage