Jagdstrategie des Tigers
Der Tiger ist ein Meister im Anschleichen. Wachsam und leise, fast wie ein Phantom, durchstreift die Raubkatze den Dschungel. Das orange schwarzgestreifte Fell bietet im Licht- und Schattenspiel des Waldes eine perfekte Tarnung. Nur die Affen auf den Bäumen verraten durch ihr lautes Geschrei die Anwesenheit eines Tigers.
Hat der Tiger Beutetiere erspäht, beobachtet er die Herde geduldig aus dem Hinterhalt und sucht sich sein Opfer aus. Ein Tier, welches etwas abseits seiner Herde steht und nahe genug ist, um es mit wenigen Sprüngen zu erreichen. Anschließend duckt sich der Tiger ganz flach auf den Boden und bewegt seinen Körper langsam und völlig lautlos im Schleichgang über den Waldboden. Der Tiger schleicht sich immer gegen den Wind, entweder von hinten oder von der Seite, bis auf circa 15 m, an sein Opfer heran. Im Dickicht des Waldbodens ist der Tiger nicht zu entdecken.
Das Beutetier ist bis zum Sprung des Tigers völlig ahnungslos. Rotwild beobachtet den Wald auf Augenhöhe, der Tiger aber pirscht sich unterhalb ihrer Augenhöhe an. Hat sich der Tiger nahe genug an sein Opfer herangeschlichen, schießt er blitzschnell aus dem schützenden Dickicht hervor und verfolgt seine Beute im Galopp, mit fast 6 m langen Sprüngen und einer Geschwindigkeit bis zu 60 km/h.
Hat der Tiger sein Opfer erreicht, spannt er die Muskeln seiner Hinterbeine an, springt die Beute mit einem großen Satz von hinten an und drückt sie mit seinen großen kräftigen Pranken zu Boden. Es folgt der Tötungsbiss. Kleine Beutetiere tötet der Tiger mit einem Genickbiss, größere Tiere durch den Kehlbiss.
Nach der Tötung schleift der Tiger sein Opfer an einen geschützten Platz um in Ruhe zu fressen. Die Beute wird immer von hinten aufgerissen. Ein ausgewachsener südostasiatischer Tiger benötigt circa 5 bis 7 kg Fleisch pro Tag, der Sibirische Tiger 8 bis 10 kg. Ist der Tiger gesättigt, zieht er den Kadaver unter einen Busch und bedeckt ihn mit Laub um die nächsten Tage zurückzukehren und weiter zu fressen. Ist ein Tiger ausgehungert verdrückt er in einem Fraß auch gerne mal 10 bis 20 kg Fleisch.
Nur jede zehnte Jagdversuch eines Tigers ist von Erfolg gekrönt. Das Revier eines Tigers liegt immer an einem See oder Fluss. Tiger verfolgen ihre Beute auch bis ins Wasser und erweisen sich, als hervorragende Schwimmer, natürlich auch im nassen Element als geschickte Jäger. Tiger in Südostasien jagen meist in den kühlen Abend- oder Morgenstunden, während der Sibirische Tiger auch tagsüber jagt.