Löwe
Der Löwe ist die zweitgrößte Raubkatzenart der Erde. Als einzige Großkatze lebt der Löwe im Rudel. Ein bis drei Männchen, meistens Brüder, Halbbrüder oder Cousins, beschützen bis zu zehn Weibchen mit ihren Jungtieren. Der Löwen-Nachwuchs wird außerhalb des Rudels, in einer Höhle, zur Welt gebracht und verbringt dort mit seiner Mutter die ersten 6 bis 8 Lebenswochen. Bei Familie Löwe gibt es eine strenge Rangordnung. Ranghöchstes Mitglied ist das stärkste Männchen, welches das Rudel beschützt. Ihm untergeordnet sind die anderen erwachsenen Männchen, meistens die Brüder oder Cousins des Rudelführers, gefolgt von den älteren Weibchen. Die Aufgabe der Beutebeschaffung ist den Löwinnen vorbehalten, die eine ausgeklügelte Jagdtechnik beherrschen. Die Männchen beteiligen sich selten an der Jagd, nur wenn es sich um ein großes Beutetier, wie ein Gnu oder ein Büffel, handelt, greift das Männchen in das Jagdgeschehen ein. Alle 2 bis 5 Jahre wechseln die Rudelführer. Sie werden von anderen, stärkeren Männchen, verdrängt.
Noch vor 3000 Jahren waren Löwen auf unserem Planeten weit verbreitet. Löwen besiedelten damals Nord- und Südafrika, Süd- und Südosteuropa, den Nahen Osten über Zentralasien bis hinunter nach Indien. Doch der Mensch dezimierte den weltweiten Löwenbestand in den letzten 3 Jahrtausenden so stark, dass sich das Vorkommen der Großkatzen um 1900 nur noch auf Afrika beschränkte, südlich der Sahara, mit geschätzten 1 Millionen Tiere, und auf ein kleines Gebiet in Indien, dem Gir-Forest-Nationalpark. Um 1960 belief sich die in freier Wildbahn lebende Löwen-Population nur noch auf circa 100.000 Tiere.
Im Jahr 2010 vermuteten Wissenschaftler das nur noch circa 25.000 bis 30.000 Löwen den afrikanischen Kontinent bewohnen. Die Löwen-Population im Gir-Forest-Nationalpark, die als Asiatische Löwen bezeichnet wird, schätzen Experten auf höchstens 300 Tiere. In sehr kleinen Rudeln durchstreifen sie die Wälder. Diese Asiatischen Löwen sind die letzten ihrer Art. Durch Inzucht genetisch verarmt, haben die Asiatischen Löwen wohl kaum eine Überlebenschance. Der Kap-Löwe, einst in Südafrika beheimatet, ist gänzlich von unserem Planeten verschwunden. In Nordafrika wurde der Berberlöwe Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Wenige Exemplare haben allerdings in einigen Zoos überlebt.
Im antiken Rom ergötzten sich die Zuschauer in der Arena an den ungleichen Zweikämpfen zwischen Mensch und Löwe. Widersachern des Kaisers wurde das unliebsame Vergnügen zuteil, mit einem aufgebrachten Löwen kämpfen zu müssen. Kaiser Nero, 37–68 n. Chr., entledigte sich der Mitglieder der damals noch jungen Glaubensgemeinschaft der Christen, indem er sie in einer Arena den Löwen zum Fraß darbot. Als angebliche Vergeltung für den Brand von Rom. Es hielt sich jedoch hartnäckig das Gerücht, Nero selbst habe den Brand in Auftrag gegeben. Der römische Adel hielt sich Löwen in seinen Privatzoos.
Der Löwe wird als "König der Tiere" bezeichnet. Seine Kraft und sein Mut sind legendär und beeindruckten bereits vor über 5000 Jahren unsere Vorfahren so sehr, dass sie der sandfarbenen Raubkatze auf Stelen, Kultgefäßen und Wandbildern huldigten. Die berühmte Sphinx vor den Pyramiden von Gizeh, besitzt einen Löwenkörper mit menschlichem Kopf. Vermutlich wollte der Pharaonische Erbauer damit ausdrücken, dass er ebenso stark war wie ein Löwe. Trotz der großen Verehrung der Raubkatze gingen die Pharaonen mit Pfeil und Bogen auf die Löwenjagd, um sich mit der Katze zu messen und somit ihren Mut unter Beweis zu stellen. Wandmalereien im Tal der Könige, um 2000 v. Chr., belegen die Löwenjagd. Die heranwachsende männliche Jungend vieler afrikanischer Naturstämme stellte der Raubkatze sogar noch bis vor wenigen Jahren nach. Die Knaben wurden erst zum Mann erklärt, nachdem es ihnen gelang einen Löwen mit dem Speer zu erlegen.
Doch nicht nur die alten Ägypter vergötterten die edle Raubkatze. Der Löwe hat seit je her einen festen Platz in der Weltgeschichte und seine Verehrung zieht sich durch sämtliche Geschichtsepochen. Grafen, Fürsten, Prinzen, Könige und Kaiser fügten ihrer Namen und Titel den Zusatz „Der Löwe“ hinzu, als Zeichen ihrer Stärke und der damit verbundenen vermeintlichen Unbesiegbarkeit.
Die griechische Mythologie berichtet von einem „Löwen von Nemea". Gilgamesch, um 3000 v. Chr., Herrscher der sumerischen Stadt Uruk, wurde als der „Löwe von Uruk“ bezeichnet. Kaiser Haile Selassie, 1892 – 1975 n. Chr., Herrscher über Äthiopien, ließ sich vom Volk als „Löwe von Juda“ feiern. Teddy Kollek, einst Bürgermeister von Jerusalem erhielt den Beinamen „Der Löwe“ für seinen unermüdlichen Kampf gegen die Briten, bezüglich der Gründung eines Staates Israel.