Ausrottung des Tigers
Der Tiger gehört zu den stark gefährdeten Arten. Um 1900 bewohnten, laut des WWF, wohl um die 100.000 Tiger den asiatischen Kontinent. Der Tiger lebte einst in der Osttürkei, in den zentralasiatischen Staaten, in der russischen Taiga, vom Kaspischen Meer bis nach China zum Pazifischen Ozean, sowie in ganz Südostasien bis zum Indischen Ozean. Doch der Mensch dezimierte die Tiger-Populationen innerhalb weniger Jahrzehnte um mehr als 95 Prozent.
Im Jahr 2010 wurde die Zahl der in Freiheit lebenden Tiger auf 3500 Exemplare beziffert, so die Schätzungen bedeutender Schutzorganisationen, basierend auf diversen Forschungsergebnissen. Von seinem einstigen Verbreitungsgebiet bewohnt der Tiger nicht einmal mehr 10 Prozent. Heute lebt die stolze und gefährliche Raubkatze nur noch in 13 asiatischen Staaten: Bangladesh, Bhutan, China, Kambodscha, Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Russland, Thailand und Vietnam. Der dramatische Rückgang der Tigerpopulationen in den letzten 100 Jahren hat verschiedene Ursachen. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten wurden Tiger von Großwildjägern, Stammesherrschern und den südostasiatischen Kolonialherren exzessiv bejagt.
Als die Engländer 1858 Indien besetzten, organisierten sie gnadenlose Tigerjagden. Ein Tiger als Jagdtrophäe brachte dem Jäger Achtung und Ehre. Schließlich wurde auch die Modeindustrie auf die gestreifte Katze aufmerksam und verarbeitete Tigerfelle zu Jacken, Mäntel, Taschen und Schuhe. Hauptumschlagplatz für Tigerfelle sind aktuell Nepal und Tibet.
Ein weiterer Aspekt ist das stark ansteigende südostasiatische Bevölkerungswachstum. Mehr und mehr beansprucht der Mensch den Lebensraum der Tiger für sich. Riesige Waldgebiete werden abgeholzt um Platz für Ackerbau, Viehzucht, Wohnterritorium und den Anbau von Monokulturen zu schaffen.
Durch die Abholzung der Wälder ist der zusammenhängende Lebensraum der Tiger unterbrochen, ihre Wanderwege sind zerstört. Die Populationen leben somit in kleinen isolierten Habitaten. Ein gesunder Genaustausch ist nicht mehr gegeben. Infolge von Inzucht drohen Mangelerscheinungen, Missgeburten und die Anfälligkeit für Krankheiten - aufgrund eines geschwächten Immunsystems - wächst. In armen, ländlichen Regionen werden auch die Beutetiere des Tigers gejagt, um den Nahrungsbedarf der Familien zu sichern.
Somit ist der Mensch auch noch zu einem nicht zu unterschätzenden Nahrungskonkurrenten des Tigers emporgestiegen. Fehlen im Revier der Tiger die Beutetiere, greifen Tiger immer öfter das Nutzvieh und die Haustiere in den Dörfern an. Ab und zu tappt ein Tiger in eine Fallenschlinge, die für Rehe und Hirsche bestimmt ist. Kann sich der Tiger befreien, wird er als verwundetes und geschwächtes Tier unberechenbar und greift letztendlich auch Menschen an. Die Begegnung Tiger-Mensch ruft durch den Landraub des Menschen immer größere Konflikte hervor. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die letzten Tiger auf unserem Planeten verschwunden sind.
Die größte Bedrohung im 21. Jahrhundert ist jedoch die Wilderei im Namen der südostasiatischen Medizin. Zu Verdanken ist die Wilderei dem leider nicht abnehmenden südostasiatischem Aberglaube, das die wirksamste Medizin aus Produkten des Tigers besteht. In der südostasiatischen Medizin werden alle Körperteile des Tigers verwendet. Die Tigermafia ist so gut organisiert wie nie zuvor. Sie verdient mit der Tigerwilderei ein Vermögen. In Vietnam, Thailand und Myanmar wird teilweise offen mit Tigerprodukten Handel getrieben. Strafen werden durch Korruption umgangen.
In China ist die Wilderei hingegen rückgängig. Offiziell ist der Handel mit Tigerprodukten seit den 1970-ziger Jahren weltweit verboten. 1993 schloss sich auch China diesem Abkommen an und verbot zudem den Einsatz von Tigerteilen in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Alle 13 Tigerstaaten haben sich darauf geeinigt, den Tiger zu schützen und die Wilderei zu bestrafen. Doch in der Praxis wird mehr gewildert denn je, denn die Nachfrage ist hoch. 2006 wurde festgestellt, das alle 26 Tiger im indischen Sariska-Nationalpark der Wilderei zum Opfer fielen. Drei Jahre später traf es alle Tiger im Panna-Tiger Reservat.
Die Knochen des Tigers, seine Innereien, Haut, Fell, Nase, Augen, Hoden, das komplette Tier wird zu Pulver, Pillen Pasten und Tee verarbeitet, weil der südostasiatische Volksglaube der Medizin aus Tigerprodukten starke Heilkräfte zuschreibt. Tigerprodukte sollen Krebs heilen, Rheuma lindern oder die Manneskraft stärken.
Da der Tiger in der Natur vor der Ausrottung steht, verschreiben sich einige asiatische Länder, auch China, der Tigerzucht. Auf Zuchtfarmen werden Tiger unter unwürdigen Bedingungen gezüchtet, gehalten und getötet um den Aberglauben der dort lebenden Menschheit zu befriedigen. Laut WWF zählen zu den bedeutenden Abnehmerländern für Tigermedizin Taiwan, Korea, China, Japan, Singapur und Malaysia. In China sollen über 5000 Tiger in verschiedenen Zuchtfarmen leben.
In einigen Restaurants wird Tigerfleisch, für die Elite, als Delikatesse angeboten. Tigerzähne sollen Asthma lindern, die Tasthaare werden gegen Zahnschmerzen eingesetzt, Tigerhoden gegen Potenzstörungen, die Augen gegen Fiber, Innereien gegen Augenkrankheiten und Infektionskrankheiten. Der Magen wird pulverisiert und als Schmerzmittel gegen Magenbeschwerden und Verdauungsprobleme eingesetzt.