Weißer Löwe
Weiße Löwen sind eine Rarität. Ihr fast schneeweißes Fell und die blauen Augen sind einzigartig im Reich der afrikanischen Raubkatzen. Weiße Löwen sind keine Albinos, sondern haben ihre Fellfarbe einem rezessiv vererbbaren Gen zu verdanken, welches beide Elternteile in sich tragen. Im Gegensatz zum Albino, bei dem das Pigment Melanin ganz fehlt, welches für die Haut-, Haare- und Augenfarbe verantwortlich ist, wirkt sich beim Leuzismus die Genmutation nur auf die Fellfarbe aus, weshalb Weiße Löwen keine roten Augen haben. Weiße Löwen bilden aber keine eigene Unterart, sondern gehören der Unterart Panthera leo krugeri an. Darüber, wann die Farbmutation zum ersten Mal auftrat, gibt es noch keine Erkenntnisse.
Die außergewöhnlichen Raubkatzen sind nur in Südafrika, im privaten, 1956 gegründeten Timbavati Schutzreservat, beheimatet. Nirgendwo sonst in Afrika gibt es weiße Löwen. Das Schutzgebiet grenzt südlich an den Krüger Nationalpark. Beutetiere sind genügend vorhanden. Zu der bevorzugten Beute des Weißen Löwen zählen Gazellen und Antilopen.
Weiße Löwen sind gegenüber ihren sandfarbenen Artgenossen in der Wildnis keinesfalls benachteiligt. Auch sie haben beachtliche Jagderfolge und pirschen sich, wie normale Löwen auch, leise an ihre Beutetiere heran.
Im 20. Jahrhundert berichteten Stammeshäuptlinge aus dem Timbavati Gebiet immer wieder über weiße Löwen, die in Südafrika, als göttlich gelten. Auch heute noch schreiben die Schamanen und die Einheimischen den weißen Löwen magische, göttliche Kräfte zu. Doch lange Zeit hielt die Wissenschaft die Geschichten der Häuptlinge für eine Legende. Zwar tauchten ab und zu weiße Löwenfelle auf, und 1938 berichteten erstmals Reisende, weiße Löwen gesehen zu haben, doch für die Wissenschaftler blieben die wWeißen Löwen bis zur Mitte der 1970er Jahre unsichtbar, ein Phantom, eine Legende. Dann machte ein Wissenschaftler, der ein Löwenrudel zu Studienzwecken beobachtete, eine sensationelle Entdeckung.
1975 beobachtete der amerikanische Biologe Chris McBride ein Löwenrudel im Timbavati-Gebiet. Eine der Löwinnen war trächtig und zog sich für die Geburt in eine abseits des Rudels liegende Höhle zurück. Einige Wochen später, im Oktober, brachte die Löwin ihren Nachwuchs zum Rudel zurück. Von den drei Jungtiere waren zwei schneeweiß. Eine Sensation. Chris McBride gelang es schließlich diese seltenen Raubkatzen zu fotografieren. Nachdem er die beiden weißen Löwenbabys entdeckt hatte ließ er diese in den Zoo nach Pretoria bringen, weil er fürchtete, die weißen Löwen hätten in der Natur keine Überlebenschance, da ihnen bei der Jagd jegliche Tarnung fehle.
Im Zoo wurden die weißen Löwen-Geschwister mit sandfarbenen Löwen verpaart, um Inzucht zu vermeiden. Diesen beiden Linien entstammen die meisten Zoolöwen, sowie der inzwischen wieder im Timbavati Gebiet Ausgewilderten weißen Löwen. Einige Zeit später entdeckte McBride in einem anderen Löwenrudel ebenfalls ein weißes Jungtier.
Um 1980 bis Mitte der 1990er Jahre, begann eine gnadenlose Jagd auf die wenigen weißen Löwen, die das Timbavati-Gebiet bewohnten, bis zu ihrer Ausrottung. In auserwählten Zoos überlebten jedoch einige weiße Löwen. Die aus Deutschland stammenden Magier Siegfried und Roy setzten sich für den Erhalt der weißen Löwen ein und begannen Mitte der 1980er Jahre, auf ihrem Anwesen in Las Vegas, ein Erhaltungs-Zuchtprogramm aufzubauen. 1996 bekam der Zoo Safaripark Stukenbrock weiße Löwen und führte das Europäische Erhaltungszuchtprogramm ein.
Ebenfalls weiße Löwen bekam der Serengetipark in Hodenhagen, in welchem fast jährlich weiße Löwenbabys geboren werden. 1992 entwickelten der Zoo in Pretoria, Südafrika, und der Zoo in Philadelphia, USA, ein Erhaltungs-Zuchtprogramm für die weiße Löwen. 1996 gab es weltweit nur noch circa 20 weiße Löwen. Im Jahr 2012 wurde die Zahl der weißen Löwen bereits wieder auf circa 500 Tiere geschätzt.
Der Global White Lion Protection Trust bemüht sich um den Erhalt der weißen Löwen und wildert seit 2006 immer wieder Tiere erfolgreich in ihrem einstigen Territorium, dem Timbavati Reservat, aus. Es stellte sich nämlich heraus, dass die weißen Löwen durchaus in der Lage sind, selbst zu jagen.
Art: Löwe
Unterart: Transvaal-Löwe
Überordnung: Säugetiere Laurasiatheria
Ordnung: Raubtiere Carnivora
Überfamilie: Katzenartige Feloidea
Familie: Katzen Felidae
Unterfamilie: Großkatze Pantherinae
Gattung: Panthera
Wissenschaftlicher Name: Panthera leo krugeri
Heimat: Südafrika, Krüger Nationalpark
Größe: Weibchen ca. 0.90 m, Männchen ca. 1.10 m, bis zur Schulter
Kopf-Rumpf-Länge: 1.65 - 1.90 m, Schwanzlänge ca. 0.80 - 0.95 m
Gewicht: Weibchen 110 - 140 kg, Männchen 200 - 260 kg
Alter: 15 Jahre in der Wildnis, bis zu 20 Jahre in Gefangenschaft
Geburtgsgewicht: 1200 - 1500 g
Fortpflanzungszeit: Ganzjährig
Geschlechtsreife: Weibchen mit ca. 2,5 Jahren, Männchen mit ca. 3 Jahren
Wurfgröße: 1 - 4 Jungtiere
Tragzeit: 105 - 120 Tage