Anatomie des Leoparden
Größe und Gewicht des Leoparden variieren je nach Lebensraum. Kater wiegen zwischen 40 - 80 kg, Katzen bringen es auf ein Gewicht zwischen 30 - 60 kg. Die Kopf-Rumpf-Länge des Leoparden beläuft sich von 0.90 m bis 1.90 m. Die Schulterhöhe der Kater liegt um die 0.75 m, Katzen sind mit circa 0.60 m Schulterhöhe etwas kleiner. Der Persische Leopard zählt zu der größeren, fülligeren Unterart und wiegt teilweise auch über 80 kg. Ebenso der Chinesische Leopard. In ihren teilweise bewaldeten Lebensräumen ist es in der Nacht empfindlich kalt. Der Savannenbewohnende Afrikanische Leopard hingegen gliedert sich in die schlankeren Unterarten ein.
Die Augen des Leoparden sitzen in großen Augenhöhlen und sind nach vorne gerichtet. Tagsüber im hellen Licht ziehen sich die Pupillen des Leoparden zusammen, bleiben jedoch rund und formen sich nicht zu Schlitzen. Im Dämmerlicht hingegen vergrößern sich die runden Pupillen und füllen fast das gesamte Auge aus, wodurch die Netzhaut mehr Licht aufnimmt, welches der Sehnerv direkt an das Gehirn weiterleitet. Die Entfernung eines Beutetieres kann somit optimal lokalisiert und in ein scharfes Bild umgesetzt werden. Das Tapetum lucidum, eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut, verstärkt die Sehschärfe und ist verantwortlich für das Leuchten der Katzenaugen, strahlt man diese im Dunkeln mit dem Licht einer Taschenlampe an. Da sich die Augen des Leoparden den schummrigen Lichtverhältnissen gut anpassen, jagt die Raubkatze auch vornehmlich während der kühlen Dämmerung, wo sein Sehvermögen am stärksten ist. Ob Raubkatzen farbig oder nur schwarz-weiß sehen, liegt noch im Unklaren.
Der Geruchssinn des Leoparden, beziehungsweise aller Raubkatzen, ist sehr gut ausgeprägt. Nahe Gerüche nimmt der Leopard beim Einatmen durch die Nase auf. Neugeborene Leoparden mit noch geschlossenen Augen identifizieren ihre Mutter und die Trinkzitzen am Geruch. Entfernte Gerüche werden mittels des Jakobson-Organs, eine mit sensorischen Gewebezellen ausgestattete Schleimhauttasche welche am Gaumen sitzt, bei geöffnetem Maul über die Luft aufgenommen. Diese eigenartige Geruchsaufnahme wird als Flehmen bezeichnet. Während sich das Maul öffnet, kneift der Leopard die Augen leicht zusammen, wobei sich Nasenrücken und Stirn kräuseln. Der Kopf neigt sich leicht nach hinten, die Lippen drücken gegen das Zahnfleisch, während sich die Zungenspitze leicht über die Lippen schiebt. Das Flehmen ist besonders gut bei paarungsbereiten Leoparden zu beobachten. Die Lockduftstoffe des anderen Geschlechts werden beim Einatmen zum Jakobson-Organ geleitet und können gerochen sowie auch geschmeckt werden. Dringt ein Rivale in seinen Lebensraum ein, riecht der Revierbesitzer die Markierungen des Eindringlings sehr schnell.
Die Ohren des Leoparden sind aufgerichtet und rund. Der Leopard verfügt über ein ausgezeichnetes Gehör, wobei er hohe Töne besser wahrnimmt als tiefe Töne. Katzen haben das beste Gehör aller Säugetiere. Muskeldurchsetzten Ohrmuscheln ermöglichen dem Leoparden seine Ohren weit zur Seite zu drehen und jedes auch noch so leise Geräusch, wie das Krabbeln eines Käfers auf einem Grashalm, genauestens zu orten. Das Trommelfell leitet Geräusche über die Nerven der Innenohrschnecke direkt ans Gehirn.
Beidseitig der Schnauze und über den Augen sitzen lange Tasthaare, auch Schnurrhaare genannt. Die Spitzen der Tasthaare sind mit sensiblen Nerven ausgestattet und verhindern, dass die Raubkatze im Dunkeln irgendwo gegen läuft.
Das Leopardengebiss besteht aus 30 Zähnen. Oberkiefer und Unterkiefer sind durch ein Gelenk miteinander verbunden. Die Kiefer können allerdings nicht seitlich, sondern nur auf und ab bewegt werden. Eine Raubkatze frisst also seitlich, mit den Backenzähnen, welche jedoch nicht der Nahrungszerkleinerung dienen. Der Leopard kann seinen Kiefer weit öffnen. Im Oberkiefer des Leoparden sitzen 16 Zähne, unterteilt in: 6 Schneidezähne, 2 Fangzähne, 6 Vorbackenzähne und 2 Backenzähne. Im Unterkiefer hat der Leopard nur 14 Zähne, unterteilt in: 6 Schneidezähne, 2 Fangzähne, 4 Vorbackenzähne und 2 Backenzähne.
Der Leopard hat einen kurzen Kiefer mit einer kräftigen Gebissmuskulatur, insbesondere im hinteren Kieferbereich. Die Schneidezähne dienen dem Leopard zum Abnagen von Fleischresten am Knochen des Beutetieres. Mit den leicht nach innen gebogenen messerscharfen Fangzähnen packt der Leopard seine Beute, hält sie fest, drückt ihr die Kehle zu oder beißt ihr ins Genick. Mit den Backenzähnen, auch Reißzähne genannt, reißt der Leopard die Fleischstücke aus seinem Opfer heraus und verschlingt diese ohne sie zu zerkauen.
Die Zunge des Leoparden hat eine raue Oberfläche, hervorgerufen durch kleine Haken die nach hinten, Richtung Rachen, geneigt sind. Die raue Zunge ist dem Abschaben von Fleischresten an den Beuteknochen dienlich und eignet sich auch hervorragend zur Fellpflege, zum abkämmen loser Haare. Ebenfalls auf der Zunge, vorne und seitlich, sitzen die Geschmackspapiellen. Der Leopard schmeckt sauer, bitter und salzig. Zum Wassertrinken rollte der Leopard seine Zungenspitze zusammen und löffelt die Flüssigkeit in sein Maul.
Der Leopard hat kräftige Pfoten. Unter jeder Pfote befinden sich 4 Zehenballen, 1 Pfotenballen sowie etwas höher angesetzt 1 Karpalballen. Wie alle Raubkatzen ist auch der Leopard ein Zehengänger, der sich nicht auf der ganzen Pfote fortbewegt. Dieses garantiert der großen Katze ein leises unbemerktes Anschleichen an die Beute. An jedem vorderen Zehenglied sitzt eine einziehbare Kralle. Seine Krallen benötigt der Leopard zum klettern, zum festhalten der Beute und zum laufen. In den Vorderpfoten hat der Leopard 5 ausfahrbare Krallen, in den Hinterläufen nur 4 aus- und einziehbare Krallen.
Das Krallenwerkzeug der Raubkatzen ist ein Meisterwerk der Evolution. Die spitzen und messerscharfen Krallen sitzen eingezogen in Hauttaschen, den so genannten Krallenscheiden. So können sich die Krallen beim Laufen nicht abnutzen. Die Krallen lassen sich jedoch blitzschnell ausfahren. Am vorderen Zehenglied sitzt ein elastisches Band, welches die Kralle in der Krallenscheide hält. Das Zehenglied ist wiederum durch eine Sehne mit der Beinmuskulatur verbunden. Ziehen die Muskeln die Sehnen straff, streckt sich das Zehenglied und fährt blitzschnell die scharfen Krallen aus.
Das Fell des Leoparden weist eine blass - bis hellbraune Grundfarbe auf und ist mit schwarzen Rosetten versehen. In den Rosetten schimmern mittelbraune Tupfen. Die untere Schwanzhälfte ist schwarz beringt. Vom Unterkiefer zieht sich eine weiße Fellschicht unter dem Bauch hindurch, bis in den unteren Schwanzbereich hinein. Ob in der Savanne, im Dschungel oder im Bergwald, im Licht - und Schattenspiel seines Lebensraumes ist der Leopard durch diese gefleckte Fellzeichnung optimal getarnt. Das Fell des Leoparden besteht aus einer dichten kurzen Unterwolle und längeren Deckhaaren. Auf dem Kopf, am Rücken und an den Beinen ist das Fell dicht und kurz, im Brust- und Bauchbereich länger und feiner. Leoparden die in den nördlichen Regionen - Zentralasien und Sibirien - leben, wechseln zum Herbst und im Frühjahr das komplette Fell. Wobei das Winterfell wesentlich dichter und länger ist als das Sommerfell. Das Winterfell schützt den Leopard vor eisiger Kälte, da der Leopard keine wärmende Fettschicht besitzt.
Das Fell des Leoparden erneuert sich ständig. Abgestorbene Haare fallen aus, neue Haare sprießen nach. Die Haare wachsen aus Follikeln, die in der Lederhaut platziert sind. Neben den Follikeln sitzen die Talgdrüsen, welche einen ölhaltigen Schutzfilm für die oberste Hautschicht - die Hornschicht - und die Haare produzieren. Der Talg enthält zudem eine Substanz, welche durch Sonnenlicht in Vitamin D umgewandelt wird. Der Leopard schwitzt nicht am Körper, sondern nur unter den Pfoten. Ist ihm zu heiß hechelt er bei weit geöffnetem Maul und leckt unter seinen Pfoten die Ballen ab, um durch deren Kühlung seine Körpertemperatur zu regulieren.
Ausgiebige Fellpflege ist der Raubkatze sehr wichtig. Die raue Zunge eignet sich dabei vorzüglich als Kamm. Begonnen wird die Körperpflege meist im Gesicht. Der Leopard benässt die Innenseite der Vorderpfote, durch mehrmaliges Ablecken, mit Speichel. Die feuchte Pfote wischt über Augen, Nase und Ohren, wobei die Pfote zwischendurch immer wieder neu mit Speichel benässt wird. Diese Prozedur wiederholt sich so lange, bis der Leopard sein Gesicht als sauber empfindet. Es folgt eine gründliche Reinigung des Körpers. Dank einer biegsamen Wirbelsäule kann die Leopardenzunge fast jede Körperstelle erreichen, um das Fell von Schmutz, Staub und Parasiten zu befreien. Die beim Putzen verschluckten Haare werden von Zeit zu Zeit als Wulst wieder ausgewürgt. Um die verschluckten Haare zu binden, fressen Raubkatzen Gras. Verkrusteter Schmutz unter den Pfoten und zwischen den Zehen wird mit Hilfe der Zähne entfernt.